Beduinen

Aus dem Sanella-Album Afrika

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Seite 64

Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte auch ich in der Ferne von allen Seiten näher kommende Gestalten. Blitzschnell erkannten wir, daß die Tuareg, die unseren Weg ja wußten, einen Überfall auf uns planten. Wir beide allein konnten gegen diese Übermacht natürlich nichts ausrichten, und so sprangen wir schnell, nur das notwendigste Gepäck an uns reißend, auf unseren Jeep. Der Motor heulte auf, und mit einigen laut knallenden Fehlzündungen stoben wir durch die nun ihrerseits überraschten Angreifer. Es begann ein Wettrennen zwischen den Meharis, den schnellen Rennkamelen der Tuareg, und unserem braven Wagen. Doch bald gewannen wir Vorsprung. Wütend ballerten sie noch einige Schüsse hinter uns her. Dann waren wir außer Schußweite.

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Unser treuer Jeep ließ uns nicht im Stich. Wäre der Motor nicht sofort angesprungen, hätte dieser Überfall sicher keinen so glimpflichen Verlauf genommen. Nachdem die Nachtruhe unterbrochen worden war, fuhren wir weiter. Die Fahrt durch die nächtliche Steppe war keineswegs reizlos, wenn auch immer wieder Löcher und Steine unserem Wagen schwer zusetzten und wir mächtig durcheinandergerüttelt wurden. Als uns in den frühen Morgenstunden die Mauern der alten Karawanenstadt Timbuktu aufnahmen, fühlten wir uns nach der durchjagten Nacht müde und zerschlagen. Einen ganzen Tag legten wir uns aufs Ohr, um auszuruhen. Timbuktu, die alte Stadt am Rande der großen Wüste, zählte nur annähernd 6000 Einwohner. Trotzdem gab es dort einen Flughafen, und Bill hatte Gelegenheit, seine letzten Berichte durch Funk und Kabel aus Afrika über den großen Ozean nach Amerika zu senden.

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GASTFREUNDLICHE BEDUINEN

Stunden um Stunden fuhren wir schon in südwestlicher Richtung durch die Dünen der Salzsteppe, und schon lange lagen die weißleuchtenden Mauern Timbuktus hinter uns. Bald erreichten wir ein kleines Beduinendorf. Es waren vielleicht zehn Zelte, die dort zusammenstanden. Aus einem größeren Zelt traten uns einige Männer entgegen. Wir stiegen aus unserem Wagen und entboten den Friedensgruß. Nach den Begrüßungsförmlichkeiten setzten wir uns zusammen auf Teppiche, die vor dem Zeltlager lagen. Wir machten kleine Gastgeschenke unter den üblichen Segenswünschen und bekamen dafür ebensolche in Form von Hühnern und Eiern. Gastfreundlich wurde uns dann dampfender Pfefferminztee, auf dem Mandelstückchen schwammen, gereicht. Bald war eine angeregte Unterhaltung im Gange. "Des Manne Glück sind Gäste", sagte ein würdiger Beduine, und dabei ließ er seine Gebetskette langsam durch die Finger gleiten. Nach einiger Zeit wurde eine große flache Schüssel mit Kusgus, heiße Hammelbrühe mit Gerstenbrei, vor uns hingestellt. Dann hockten wir uns gemeinsam, wir, die geehrten Gäste, der Hausherr und die Vornehmen, um die Riesenschüssel. Für die dortigen Begriff aß ich natürlich viel zu langsam und verbrannte mir auch gehörig die Finger und den Mund. Doch durch eifriges Rülpsen und Stöhnen konnte ich meine Anerkennung zum Ausdruck bringen und damit die vorherigen Verstöße gegen die Tischsitten wieder wett machen. Nach der Mahlzeit wurden die Hände mit Wasser überspült und am Zelttuch getrocknet.

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